Sicherheitskultur: Der Schlüssel der Cybersicherheit
„Der Mensch ist die größte Sicherheitslücke.“
Diesen Satz hören wir in der Praxis sehr häufig. Er ist zugespitzt und bleibt im Gedächtnis. Gleichzeitig bildet er die Realität moderner Cybersicherheit nur sehr unvollständig ab.
Denn ohne den Menschen ist Cybersicherheit nicht möglich. Technik alleine schützt kein Unternehmen. Erst wenn Menschen aufmerksam handeln, Verantwortung übernehmen und Risiken einordnen können, entsteht echte Widerstandsfähigkeit. In diesem Artikel geht es darum, wie der Mensch vom vermeintlichen Sicherheitsrisiko zum Schlüsselfaktor der Cybersicherheit wird und welche Rolle die Sicherheitskultur dabei spielt.
1. Warum der Mensch nicht die größte Sicherheitslücke ist
In vielen Organisationen begegnen uns zwei grundlegende Denkfehler.
Der erste Denkfehler: Cybersicherheit wird fast ausschließlich als technisches Thema verstanden. Zuständig ist die IT. Dort werden Firewalls eingerichtet, Endpunkte abgesichert, Backups organisiert und Schwachstellen verwaltet. Diese Maßnahmen sind unverzichtbar. Sie bleiben aber unvollständig, wenn die Menschen im Unternehmen lediglich als Störfaktor oder als reines Angriffsziel wahrgenommen werden.
In der Praxis sieht das so aus: Vorgaben kommen aus der IT, Mitarbeitende sollen sie befolgen. Ob die Maßnahmen in den Arbeitsalltag passen, wird häufig erst spät betrachtet. Wenn Sicherheitsregeln als hinderlich erlebt werden, werden sie umgangen oder nur widerwillig beachtet. Verantwortung wird damit einseitig bei der IT verortet.
Der zweite Denkfehler betrifft das Thema Sensibilisierung. Viele Unternehmen setzen inzwischen auf Schulungen zur Informationssicherheit. Was auf dem Papier gut aussieht, ist in der Umsetzung häufig wenig wirksam. Typisch ist zum Beispiel dieses Format:
- eine jährliche Pflichtschulung im E-Learning
- allgemeine Inhalte zu Gefahren im Internet
- identische Schulung für alle Rollen
- eigenständige Bearbeitung ohne Austausch und Praxisbezug
Getrieben wird dieses Vorgehen meist durch Compliance Anforderungen. Die Forderung nach regelmäßiger Sensibilisierung ist formal erfüllt. Die eigentliche Wirkung auf Verhalten und Haltung bleibt jedoch gering. Die meisten von uns wissen, wie wenig von komplexen Themen hängen bleibt, wenn sie nur einmal im Jahr auftauchen und keinen echten Bezug zum Alltag haben.
So entsteht ein Bild, in dem der Mensch vor allem als Risiko adressiert wird. Seine Rolle als aktiver Gestalter von Sicherheit bleibt unbetrachtet.
2. Vom falschen Mindset zum Schaden für das Unternehmen
Dieses Verständnis von Cybersicherheit hat Folgen, die im ersten Moment gar nicht sichtbar sind, langfristig aber großen Einfluss haben.
Wo Sicherheit als IT Thema betrachtet wird, stellen sich viele Mitarbeitende innerlich auf den Standpunkt: Die IT wird sich schon kümmern. Vorgaben werden als Belastung erlebt, nicht als Unterstützung. Sensibilisierung gilt als Pflichttermin, den man möglichst schnell erledigen möchte. Sicherheit wird zur zusätzlichen Aufgabe, nicht zum selbstverständlichen Bestandteil der täglichen Arbeit.
Besonders stark wirkt dieses Mindset, wenn es sich bei Führungskräften verankert. Ihre Haltung bestimmt maßgeblich, wie Teams mit dem Thema umgehen. Wenn Führung offen oder subtil signalisiert, dass Sicherheit eher lästig ist oder Projekte ausbremst, wird diese Sichtweise schnell übernommen. Aus einem Unternehmensziel wird dann ein Thema der anderen Abteilung.
In Projekten zeigt sich das sehr deutlich. Neue Systeme werden eingeführt, Prozesse angepasst, Dienstleister angebunden. Wenn Cybersicherheit nicht von Beginn an mitgedacht wird, geraten Sicherheitsanforderungen unter Zeitdruck. Sie werden vergessen, nach hinten geschoben oder nur teilweise berücksichtigt. So können Lücken entstehen, die später zu Vorfällen führen.
Ein weiteres Symptom ist Schatten IT. Fachabteilungen suchen nach schnellen Lösungen und kaufen eigenständig Software oder Cloud Dienste ein. Die IT ist nicht eingebunden, Sicherheitsanforderungen werden nicht geprüft. So entstehen Systeme, die
- dem Unternehmen gar nicht oder nur teilweise bekannt sind
- trotzdem sensible oder kritische Daten verarbeiten
- außerhalb von Monitoring und etablierten Schutzmechanismen laufen
Für Angreifer sind solche Systeme attraktive Einstiegspunkte.
Der gemeinsame Nenner dieser Beispiele ist der Mensch. Allerdings nicht als größte Sicherheitslücke, sondern als fehlend eingebundener Faktor. Es fehlt an Klarheit, Beteiligung und einem Umfeld, in dem Mitarbeitende Verantwortung für Sicherheit übernehmen können.
3. Die Auswirkung einer Sicherheitskultur
Die Antwort auf diese Herausforderungen ist Sicherheitskultur.
Sicherheitskultur bedeutet, dass es im Unternehmen ein gemeinsames Verständnis von Risiken und Verantwortung gibt. Mitarbeitende wissen, warum Cybersicherheit wichtig ist, wie sie das eigene Geschäftsmodell schützt und welche Rolle sie persönlich dabei spielen. Vorgaben werden nicht nur hingenommen, sondern als sinnvoll verstanden.
In einer gelebten Sicherheitskultur ist es selbstverständlich, sicherheitsrelevante Beobachtungen zu melden. Mitarbeitende sprechen Probleme an, die sie in Prozessen erkennen, und behalten kritische Daten im Blick. Sie wissen, wann sie Expertinnen und Experten hinzuziehen sollten und erleben, dass Fragen und Hinweise ausdrücklich erwünscht sind.
Man kann sich Sicherheitskultur an drei Merkmalen gut vorstellen:
- Cybersicherheit wird als Teil der Wertschöpfung und nicht nur als Kostenblock gesehen
- Melden von Vorfällen und Schwachstellen wird positiv bewertet
- Sicherheit ist Thema in Entscheidungen, Projekten und Gesprächen, nicht nur in Schulungen
Dabei muss niemand Sicherheitsspezialist sein. Ziel ist nicht, alle zu IT Profis zu machen. Entscheidend ist, dass grundlegende Risiken erkannt werden, vertraute Angriffsmethoden bekannt sind und klar ist, wie im Zweifel reagiert werden soll.
Damit das gelingt, braucht es eine konstruktive Feedbackkultur. Nur wenn Mitarbeitende darauf vertrauen, dass sie für Meldungen weder bestraft noch bloßgestellt werden, bringen sie sich aktiv ein. Wer einen Fehler oder eine Lücke anspricht, leistet dann einen Beitrag zur Resilienz des Unternehmens.
4. Vier Schritte zur gelebten Sicherheitskultur
Sicherheitskultur entsteht nicht durch eine einzelne Maßnahme. Sie entwickelt sich über viele kleine, konsequente Schritte. Vier davon bilden ein robustes Fundament:
- Klare Priorität der Unternehmensleitung
Zunächst braucht es eine explizite Entscheidung der Geschäftsleitung zur Bedeutung von Cybersicherheit. Diese Entscheidung sollte benennen, welche Rolle Informationssicherheit für das Geschäftsmodell spielt, welches Schutzniveau angestrebt wird und wie das Unternehmen mit Risiken umgeht. Sie gehört nicht in ein internes Dokument, sondern in die Kommunikation. Wenn die Geschäftsleitung deutlich macht, dass Sicherheit Teil der Unternehmensstrategie ist, entsteht Orientierung. - Führungskräfte als Vorbilder befähigen
Führungskräfte haben eine Schlüsselrolle. Mitarbeitende orientieren sich weniger an Richtlinien, sondern stärker am tatsächlichen Verhalten ihrer Vorgesetzten. Wer als Führungskraft Sicherheitsvorgaben sichtbar lebt, kritische Fragen stellt, Vorfälle ernst nimmt und eigene Fehler transparent macht, setzt ein starkes Signal. Hier sind spezielle Formate für das Management sinnvoll, die Verantwortlichkeiten klären und praxisnahe Hilfestellungen geben. - Sicherheit in den Alltag integrieren
Cybersicherheit sollte regelmäßig in bestehende Routinen einfließen. Kurze Hinweise auf aktuelle Vorfälle, eine Sicherheitsanekdote aus dem eigenen Umfeld oder ein prägnanter Sicherheitstipp im Teammeeting entfalten häufig mehr Wirkung als eine lange Schulung im Jahr. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit und der Bezug zur Praxis. Sicherheit wird so zu einem wiederkehrenden Thema und nicht zu einer einmaligen Veranstaltung. - Strukturen für Feedback und Anpassung schaffen
Sicherheitsmaßnahmen, die im Alltag als unpraktisch erlebt werden, werden langfristig nicht konsequent umgesetzt. Wenn Teams offen sagen können, wo Prozesse blockieren, wo Tools nicht passen oder wo Umgehungslösungen genutzt werden, kann das Sicherheitsniveau gezielt verbessert werden. Anpassungen werden dann gemeinsam entwickelt, statt einseitig vorgegeben. Dadurch steigt die Akzeptanz deutlich.
Diese Schritte sind kein Projekt mit festem Enddatum, sondern der Beginn eines fortlaufenden Entwicklungsprozesses. Sicherheitskultur wächst mit jeder Diskussion, jeder Anpassung und jedem Vorfall, aus dem bewusst gelernt wird.
Fazit: Ohne den Menschen keine Cybersicherheit
Cybersicherheit ausschließlich technisch zu denken und den Menschen nur als Angriffsziel zu sehen, greift zu kurz. Ein solches Mindset führt dazu, dass Verantwortung bei der IT bleibt. Die Folge: Sicherheit wird in Projekten oft zu spät berücksichtigt und die Gefahr für Schatten IT steigt. Vor allem verhindert es, dass Mitarbeitende ihr Potenzial als aktive Mitgestaltende nutzen können.
Eine gelebte Sicherheitskultur dreht diese Perspektive. Cybersicherheit wird zu einer gemeinsamen Aufgabe. Die Unternehmensleitung setzt einen klaren Rahmen, Führungskräfte leben Sicherheit sichtbar vor, Mitarbeitende bringen sich ein und geben kritisches Feedback. Sensibilisierung und Kommunikation finden nicht einmal jährlich, sondern laufend statt.
Zusammengefasst:
- Technik ist unverzichtbar, aber nicht ausreichend
- Menschen sind nicht nur Risiko, sondern entscheidender Erfolgsfaktor
- Sicherheitskultur verbindet Technik, Prozesse und Verhalten im Alltag
Nachhaltige Cybersicherheit entsteht genau dort, wo dieses Zusammenspiel bewusst gestaltet wird.
Für ND Concepts ist der Mensch der zentrale Faktor, um Cybersicherheit in Unternehmen wirkungsvoll umzusetzen. Deswegen unterstützen wir Organisationen dabei, eine Sicherheitskultur und Security Awareness praxisnah aufzubauen, Führungskräfte zu befähigen und Maßnahmen so zu gestalten, dass sie im Alltag funktionieren. Wenn wir auch Sie dabei unterstützen sollen, vereinbaren Sie gerne Ihr
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